QBE Unpredictability Index
Unvorhersehbare Ereignisse nicht zwingend negativ
Ist die Welt tatsächlich unplanbarer geworden? Mit Blick auf die letzten 30 Jahre untersucht der Unpredictability Index des Versicherers QBE das Ausmaß, die Ursachen und die Auswirkungen der Unvorhersehbarkeit. Eine Erkenntnis: Zeiten der Stabilität verkürzen sich, während sich instabile Phasen verlängern.
Im Oktober 2019 veröffentlichte das australische Versicherungsunternehmen QBE den Unpredictability Index. Seine Leitfrage: Ist die Welt heute unvorhersehbarer geworden?
Für die Studie identifizierte QBE fünf Schlüsselbereiche der Unvorhersehbarkeit, in deren Rahmen die Unbeständigkeit der letzten drei Jahrzehnte beleuchtet wurde. Diese umfassen den wirtschaftlichen, unternehmerischen, gesellschaftlichen und politischen Wandel sowie Veränderungen in der Natur. Der technologische Wandel gilt als Charakteristikum jeder der fünf Komponenten. Für die Datenerhebung wurden mithilfe einer Online-Umfrage 1.314 internationale Entscheidungsträger befragt.
Unsicherheit in 30 Jahren: Besonders die Jahre 2010, 2015 und 2020 unvorhersehbar
Der Ansatz der Studie: Für die Einschätzung der Unsicherheit betrachten die Autoren eine Zeitleiste von 1987 bis 2019. QBE folgert, dass die Relation vorrangig Ereignisse der fünf Bereiche Wirtschaft, Unternehmen, Gesellschaft, Politik und Natur betrifft. Exemplarisch waren die unvorhersehbarsten Jahre, 2010 und 2015, besonders von wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen geprägt. Das Jahr 2010 war deshalb unvorhersehbar, weil sich die Wirtschaft noch von der Großen Rezession, die 2007 begann, erholte. 2015 sorgte die europäische Flüchtlingskrise für Ungewissheit.
Das Platzen der Dotcom-Blase, die Terroranschläge am 11. September, Unsicherheit am Arbeitsmarkt, Brexit und politische Wahlen – vor allem in den USA – sind weitere Beispiele, welche die Vorhersehbarkeit erschwerten. Erstaunlicherweise charakterisierte QBE schon vor den ersten Nachrichten über das Coronavirus, das Jahr 2020 als eines der unvorhersehbarsten. Diesen Schluss zogen sie aus der Feststellung eines 5-Jahres-Zyklus der Unvorhersehbarkeit, welcher mit den Jahren 2010 und 2015 begann.
Diese Branchen besonders durch Cyber-Risiken stark betroffen
Auswirkungen von unvorhersehbaren Ereignissen betreffen meistens den Umsatz, die Kosten oder die Nachfrage. Dabei sind Unternehmen je nach Größe, Standort oder Branche verschieden anfällig. Aus der Studie geht hervor, dass in den letzten zehn Jahren vier von fünf Unternehmen durch Unvorhersehbarkeit beeinträchtigt wurden. Von den kleinen Unternehmen gaben aber 47 Prozent der Einzelunternehmen und 34 Prozent der Mikrounternehmen an, dass sie durch keine der fünf Bereiche der Unvorhersehbarkeit behindert wurden.
QBE erklärt dies damit, dass solche Unternehmen meist erst vor Kurzem gegründet wurden und somit weniger disruptive Ereignisse miterlebt haben. Dagegen berichten neun von zehn großen Unternehmen, dass mindestens einer der Bereiche betroffen war. Während Produktionsunternehmen und Einzelhändler anfällig für Störungen des Handels und der Lieferketten sind, sind Dienstleistungsträger hauptsächlich durch Regulierungen und Gefahren für die Cybersicherheit beeinträchtigt.
„Unvorhersehbare Ereignisse sind ihrer bloßen Natur nach nicht unbedingt negativ“, so Andrea Brock, Geschäftsführerin von QBE, „oft geht es um die Art und Weise, wie Unternehmen vorbereitet sind“. Eines von sieben Unternehmen konnte sein Geschäft und seinen Umsatz auf Grund unvorhergesehener Ereignisse sogar steigern. Dabei gaben IT- und Computerfirmen die höchste Wahrscheinlichkeit an, trotz Unvorhersehbarkeit Chancen am Markt schaffen zu können.
QBE empfiehlt Risikomanagement
Aus der Beobachtung der bisherigen 30 Jahre vermutet das Research-Team von QBE, dass sich die Zeiten der Stabilität verkürzen und sich die instabilen Phasen verlängern werden. Da so noch kein Ende der Unvorhersehbarkeit zu erkennen ist, empfiehlt QBE, auf ein Risikomanagement zu setzen. Zum Zeitpunkt der Befragung erklärten sich drei von vier Unternehmen in der Handhabung von unvorhergesehenen Ereignissen als vorbereitet. Jedoch hatten nur 29 Prozent einen formalen Risikomanagementplan. „Obwohl ich froh bin zu sehen, dass die Unternehmen insgesamt optimistisch sind“, erläutert Brock, „so mache ich mir dennoch Sorgen, dass viele auf den Ansatz ‚Es wird schon alles gut gehen‘ setzen“. Die Corona-Krise bestätigt die Hypothese, dass Unternehmen mit einer sehr guten Vorbereitung in unvorhergesehenen Situationen am besten überleben.
Weitere Informationen zum QBE Unpredictability Index